Gesellschaft für Geschichte
der Wehrmedizin

13. Wehrmedizinhistorisches Symposium

der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e. V.

Am 24.11.2022 fand die 13. Auflage des mittlerweile traditionellen wehrmedizinhistorischen Symposiums der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin (GGWM) in der Münchner Ernst-von-Bergmann-Kaserne statt.
Nach Grußworten von Generalarzt Dr. Dirk-Friedrich Klagges, der den Kommandeur der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) vertrat, und des stellvertretenden Vorsitzenden der GGWM, Oberfeldarzt Dr. Dr. André Müllerschön (Sanitätsversorgungszentrum Neubiberg), führte Oberstarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr – ZMSBw) in das Thema der in Kooperation mit der SanAkBw und dem ZMSBw durchgeführten Veranstaltung ein.
Als erster Referent des Symposiums zeichnete Oberstleutnant Andreas Biebricher M.A. (Kommando Sanitätsdienst der Bundewehr) in seinem Vortrag „Johann Friedrich Goercke und die Gründung der Pépinière“ zunächst den Lebensweg des 1822 verstorbenen großen deutschen Militärchirurgen nach, bevor er dessen wichtige Rolle bei der Gründung und Etablierung der Pépinière darstellte. Goercke, der aufgrund familiärer Verbindungen bereits früh Kontakt zum Militärsanitätsdienst hatte (zwei seiner Onkel waren als Regimentschirurgen tätig), sammelte in mehreren Feldzügen umfangreiche Erfahrungen, die er zur Reform des preußischen Sanitätswesens nutzte. Beispielsweise setzte er mobile Feldlazarette ein, um so die Verwundeten auf den Schlachtfeldern schneller zu versorgen. Mit Gründung der Pépinière als einer speziellen militärmedizinischen Ausbildungseinrichtung gelang es Goercke, sowohl die praktische als auch die fachlich-wissenschaftliche Ausbildung der angehenden Militärärzte nachhaltig zu verbessern.
Oberstarzt Prof. Dr. Vollmuth verdeutlichte in seinem Beitrag „Das Josephinum und die militärärztliche Ausbildung in Österreich-Ungarn im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert“, welchen Einflüssen die Ausbildung der österreichisch-ungarischen Militärärzte unterworfen war und welche Rolle dabei Gerard van Swieten (der damalige Leibarzt der österreichischen Kaiserin) und Giovanni Alessandro Brambilla, der die Leitung des österreichischen Militärsanitätswesens ab 1779 innehatte, spielten. Das Collegium-Medico-Chirurgicum-Josephinum, so der offizielle Name, wurde fast zehn Jahre vor der preußischen Pépinière gegründet und zählt somit zu den ältesten und bedeutendsten militärärztlichen Aus- und Fortbildungsstätten in Europa, obgleich es in seiner wechselvollen Geschichte mehrfach geschlossen und wieder eröffnet worden war. Wie Goercke einige Jahre später, plädierte bereits Brambilla für eine medizinisch-chirurgische Ausbildung und die Überwindung der seit Jahrhunderten getrennten Ausbildung der praktischen Chirurgen und der universitären Mediziner. Gleichwohl stand für ihn die Chirurgie in ihrer Bedeutung deutlich über der Inneren Medizin.
In Vertretung für den kurzfristig verhinderten Vorsitzenden der GGWM, Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, verlas Oberfeldarzt Dr. Dr. Müllerschön dessen Manuskript mit dem Titel „Die militärärztliche Ausbildung in Preußen und Deutschland in den Jahren 1895 bis 1945“. Der Vortrag schloss direkt an die Ausführungen von Oberstleutnant Biebricher an. Im ersten Teil standen vor allem die Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen der 1920 aufgelösten Kaiser-Wilhelms-Akademie im Vordergrund. Anschließend wurden die Herausforderungen des Sanitätsdienstes im Zuge der Aufstellung und des Aufwuchses der Wehrmacht analysiert sowie der Studienalltag an der Militärärztlichen Akademie beleuchtet.
Oberfeldarzt Dr. Dr. Müllerschön ging in seinem Referat „,Der Sozialismus ist der beste, ist der einzige Arzt.‘ Die Militärmedizinische Sektion und die Militärmedizinische Akademie als Hauptträger der Aus- und Weiterbildung von Militärärzten in der DDR“ zunächst auf die politischen Entwicklungen bis zur Gründung der Militärmedizinischen Sektion sowie zu deren Bedeutungsverlust durch die Gründung der Militärmedizinischen Akademie in den 1980er Jahren ein, bevor er kurz die Beteiligung der Akademie an der Dopingforschung in der DDR anriss.
Zum Abschluss der Veranstaltung trug Flottenarzt a. D. Dr. Volker Hartmann (Trier) zum Thema „,Scientiae, Patriae, Humanitati‘ Die Sanitätsakademie im Wechsel der Zeit“ vor. Auf Grundlage der Chronik der Akademie stellte er einige Meilensteine der Geschichte dieser für den Sanitätsdienst zentralen Ausbildungseinrichtung vor. Neben der konstituierenden Sitzung des Wehrmedizinischen Beirates zählten sicherlich die teilweise in der Hochzeit des Kalten Krieges erfolgten Besuche hochrangiger russischer und chinesischer Delegation zu den besonderen Ereignissen.
Alle Referate des Symposiums werden als Tagungsband der GGWM voraussichtlich Mitte des Jahres 2023 veröffentlicht.


Oberfeldarzt Dr. André Müllerschön

Der Vorstand

Referenten des 13. Wehrmedizinhistorischen Symposiums, Bildquelle: Peter Rechenberg


 

„Sanitätswagen des Feldlazaretts“ wird an das Militärhistorische Museum in Dresden ausgeliehen

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr bereitet derzeit die Sonderausstellung „Krieg, Sieg und Nation“ vor, in deren Zentrum die Kriege 1864, 1866 und 1870/71 stehen. Die Sonderausstellung folgt einem multiperspektivischen Ansatz, der Militärgeschichte mit kulturhistorischen und politikgeschichtlichen Fragestellungen verbindet. In diesem Rahmen hat das Museum die Militärhistorische Lehrsammlung der SanAkBw gebeten, eines unserer besonderen Exponate, den sogenannten Feld-Apothekenwagen, für das Jahr 2020 auszuleihen. Die ehemals pferdegespannte Karosse stand früher in der Vorhalle des Akademiestabsgebäudes und ist seit April 2013 in der Halle 10, der permanenten Ausstellung, zugänglich. Bei dem Fahrzeug handeltes sich um einen „Sanitätswagen des Feldlazaretts (Modell 1867)“ und wurde in diesem Jahr in der preußischen Armee eingeführt. Der auch in den Kriegen 1870/71 und 1914/18 eingesetzte Sanitätswagen wurde im Juli 1970 durch den damaligen Inspekteur des Sanitätsdienstes der britischen Armee an den deutschen Sanitätsdienst übergeben und ist seither eines der bedeutendsten Exponate unserer Lehrsammlung. Die Kommandeurin der SanAkBw hat der Leihgabe zugestimmt. Als „Ersatz“ werden wir ein Amphibienfahrzeug vom Typ LuAZ-967 der ehemaligen NVA erhalten. Es diente als sogenanntes „Geschädigtentransportfahrzeug“. Außerdem bekommen wir einen KRAKA der Bundeswehr vom Militärhistorischen Museum als Leihgabe.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Preussischer Verbandmittelwagen

 

Die „Westersteder Rot-Kreuz-Fahne“ in der Militärhistorischen Lehrsammlung der SanAkBw

Die Flagge hing lange in den Bundeswehrkrankenhäusern Bad Zwischenahn und Westerstede an prominenter Stelle. Im Oktober 2017 wurde sie von Oberfeldarzt a. D. Klaus Pellnitz aus Bad Zwischenahn der Militärhistorischen Lehrsammlung übertragen. Das bedeutende Exponat stammt aus dem Besitz seines Großvaters, eines hohen Sanitätsoffiziers der Wehrmacht. Sie wehte im Mai 1945 in der Schlacht um Berlin auf einem Hauptverbandplatz in der Nähe des Reichstages und konnte sichergestellt werden.

Die 190 x 180 cm große Rot-Kreuz-Flagge bedarf nun einer fachgerechten Restaurierung. Mit finanzieller Hilfe der GGWM wurde eine erste Begutachtung durch eine Fahnenrestaurateurin vorgenommen. Ziel ist es, die notwendigen Eingriffe an der Fahne möglichst gering zu halten, sie dann auf einer gepolsterten, schräggestellten Platte zu montieren und in einer Vitrine zu präsentieren.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Rot-Kreu-Fahne

 

Ölgemälde „Hofapotheker Caspar Neumann“ wird an das Humboldt-Forum Berlin ausgeliehen

Verschiedene Gemälde aus den Sammlungen der ehemaligen Militärärztlichen Akademie Berlin befinden sich heute im Bestand der Sanitätsakademie der Bundeswehr und sind damit Eigentum im Sammlungsgut der Bundeswehr. Nun hat uns eine interessante Anfrage aus Berlin erreicht, in der um Leihgabe eines dieser Gemälde für die Ausstellungseröffnung des Humboldt-Forums im wieder errichteten Stadtschloss in der Hauptstadt gebeten wird. Die Humboldt-Universität zu Berlin möchte das Ölgemälde „Hofapotheker Caspar Neumann“ für die Eröffnungsveranstaltung des Humboldt-Forums im Jahre 2020 ausleihen. Das dem Maler Joachim Martin Falbe zugeschriebene Porträt des Hofapothekers Caspar Neumann (1683–1737) ist für die Geschichte des neuerrichteten Stadtschlosses von großer Bedeutung. Neumann war bis zu seinem Tod Hofapotheker des preußischen Königs. Er arbeitete und lebte im Apothekerflügel des Stadtschlosses, war der erste pharmazeutische Hochschullehrer und Professor der praktischen Chemie am Collegium medico-chirurgicum in Berlin und wurde vom Souverän mit der Aufsicht über die Apotheken im Königreich Preußen betraut. Caspar Neumann hat somit höchste Bedeutung für die Entwicklung der wissenschaftlichen Pharmazie. Die Kommandeurin der SanAkBw, Frau Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, hat der Ausleihe zugestimmt, denn sie trägt zu einer positiven Darstellung der Akademie und der Bundeswehr bei dem größten Kulturprojekt Deutschlands bei. Das Gemälde, welches bisher an prominenter Stelle im Garchinger Zentralinstitut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ausgestellt war, ist inzwischen wieder in der SanAkBw und wird für die Ausleihe vorbereitet.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Hofapotheker Caspar Neumann