Gesellschaft für Geschichte
der Wehrmedizin

12. Wehrmedizinhistorisches Symposium

e. V. in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr und dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr am 25. November 2021

Nachdem das bereits im vorletzten Jahr unter dem Titel „Medizinische Versorgung von Veteranen und Kriegsversehrten“ geplante Symposium coronabedingt auf 2021 verschoben werden musste, entschieden sich die Verantwortlichen aufgrund der exponentiell steigenden Infektionszahlen für eine kurzfristige Absage der Präsenzveranstaltung und Durchführung als virtuelle Tagung.
Nach Grußworten der Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr, Frau Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, und des Vorsitzenden der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin, Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, führte Oberstarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) in das Thema ein.
Als erste Referentin des Symposiums beleuchtete Priv.-Doz. Dr. Sybilla Nikolow (Universität Bielefeld) in ihrem Vortrag „,Der bedeutendste und verantwortlichste Teil der Aufgabe fällt den Ärzten zu‘. Invalidenfürsorge im Ersten Weltkrieg“ die unterschiedlichen Herausforderungen an die in den von 1914 bis 1918 andauernden Kämpfen eingesetzten Mediziner. Zunächst standen die Versorgung von Patienten mit neuartigen Verletzungsmustern in unmittelbarer Nähe der Front sowie die Bewältigung von Massenanfällen Verwundeter im Vordergrund. Aber bereits nach wenigen Monaten rückte die gesellschaftliche Wiedereingliederung von Kriegsinvaliden verstärkt in den Fokus des Kriegsministeriums, das mit dieser Aufgabe Vertreter verschiedener Fachdisziplinen, beispielsweise die Beratenden Chirurgen und fachärztliche Beiräte für Orthopädie, beauftragte. Durch die Überwindung tradierter Paradigmen und die Etablierung neuer medizinischer Spezialgebiete gelang der Aufbau eines strukturierten Rehabilitationssystems in Deutschland.
Flottenarzt Dr. Volker Hartmann (Sanitätsakademie der Bundeswehr) verdeutlichte in seinem Beitrag „Das ,Handbuch der Ärztlichen Erfahrungen aus der Gefangenschaft‘ 1958–1964. Analyse und Versuch einer Bewertung“, unter welchen gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Belastungen die in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern internierten ehemaligen deutschen Soldaten litten. In Anlehnung an das 1921/22 erschienene „Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/1918“ veröffentlichte der „Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands (VdH)“ in der Nachkriegszeit verschiedene Schriften, worin die medizinische Versorgung und der Gesundheitszustand der in der Sowjetunion festgehaltenen deutschen Kriegsgefangenen thematisiert wurde. Ein wesentlicher Protagonist dieser Schriftenreihe war Ernst Günther Schenck, ehemaliger Ernährungsinspekteur der Waffen-SS, der öffentlichkeitswirksam nach seiner Entlassung aus sowjetischer Lagerhaft und der Rückkehr nach Deutschland den sogenannten „Schwur von Friedland“ ablegte, nachdem die Angehörigen der Waffen-SS sich lediglich an die gültigen Kriegsgesetzte gehalten hätten. Der Vortragende thematisierte sowohl die Beteiligung Schencks an verbrecherischen Menschenversuche als auch dessen Versuch, sich nach Kriegsende von jeglicher Schuld freizusprechen.
Als letzte Referenten vor der Pause berichteten Dr. Christine Wolters, MA, und Dr. Karsten Wilke (beide Angehörige der Medizinischen Hochschule Hannover) zum Thema „Die Versorgung Kriegsbeschädigter als Beitrag zur gesellschaftlichen Integration in der frühen Bundesrepublik“. Im ersten Teil ihrer Ausführungen erläuterten sie den Entstehungsprozess des Bundesversorgungsgesetzes, das im Oktober 1950 im Deutschen Bundestag verabschiedet wurde. Bis Mitte der 1970er Jahre waren die im Gesetz vorgesehenen Renten und Heilbehandlung ausschließlich Kriegsbeschädigten vorbehalten mit dem Ziel, sie wieder in das Arbeitsleben zu integrieren. Personen, deren körperliche Beeinträchtigungen andere Ursachen hatten, waren von entsprechenden Leistungen ausgeschlossen. Erst nach einer Novellierung des Schwerbeschädigtengesetzes im April 1974 wurde die Ungleichbehandlung aufgehoben. Die praktische Umsetzung und Anwendung des Bundesversorgungsgesetzes wurde abschließend anhand ausgewählter Versorgungsakten von kriegsbeschädigten niedersächsischen Männern (bei denen es sich zum Teil um Mehrfachamputierte handelte) aus den Jahren 1946 bis 1975 analysiert.
Im zweiten Teil des Symposiums ging Priv.-Doz. Dr. habil. Nina Leonhard (Wissenschaftliche Direktorin am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) in ihrem Referat „Was ist ein Veteran? Ein soziologischer Bestimmungsversuch unter politischen Vorzeichen“ zunächst auf die seit 2012 durch den damaligen Bundesminister der Verteidigung eröffnete Debatte zur Begriffsbestimmung der Veteranen, welche erst 2018 endete. Ausgangspunkt waren die Bemühungen von überwiegend in Afghanistan eingesetzten Soldaten, einen derartigen Status zu erlangen. Die sich über Jahre hinziehenden Diskussionen zu diesem Thema wurden von der Öffentlichkeit und den Medien intensiv begleitet. Ursächlich dafür war unter anderem die Tatsache, dass der Veteranenbegriff in Deutschland unmittelbar mit den beiden Weltkriegen und der Beteiligung deutscher Soldaten an einem verbrecherischen Vernichtungskrieg assoziiert wird. Anschließend zeigte die Referentin die gesellschaftlichen und soziologischen Einflüsse auf, die auf die Veteranen einwirken und das Spannungsfeld ausmachen, in dem sie sich bewegen.
Zum Abschluss der Veranstaltung trug Prof. Dr. Stefan Siegel (Hochschule Nordhausen) zum Thema „Afghanistan-Veteranen in Deutschland. Versuch einer Typologie nach Abwehr- und Coping-Mechanismen“ vor. Auf der Grundlage einer Untersuchung von 43 ehemaligen Bundeswehrsoldaten, die alle an besonderen Auslandsverwendungen in Afghanistan teilgenommen hatten, beschrieb ein Forscherteam am Bundeswehrkrankenhaus Berlin nach Analyse der von den Probanden angewandten Abwehr- und Coping-Mechanismen sieben Grundtypen: den Kämpfer, den Kameraden, den Korpsman, den Strategen, den Partisanen, den Eigenschützer und den Infanteristen. Die Studie zeigte, dass für die „optimale“ Verarbeitung von besonderes belastenden Erlebnissen kein bestimmter Grundtyp notwendig ist. Eines der Hauptziele dieser Einteilung ist stattdessen die Erarbeitung maßgeschneiderter Therapie- und Hilfsangebote für die betroffenen Soldaten. Weitere Untersuchungen zu diesem Thema stehen allerdings noch aus.
Die durchgeführte Tagung verdeutlicht, so Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald in seinen Schlussworten, die Bedeutung multilateraler und interdisziplinärer Ansätze bei der Aufarbeitung militärmedizinhistorischer Themen. Auch für zukünftige Analysen und Forschungsprojekte sollte, wo immer möglich, eine derartige Zusammenarbeit beibehalten werden.
Das 13. Wehrmedizinhistorische Symposium der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin wird voraussichtlich Mitte November 2022 unter dem Rahmenthema „Militärärztliche Bildungsanstalten“ stattfinden.


Oberfeldarzt Dr. André Müllerschön

 

11. Wehrmedizinhistorisches Symposium

der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr am 5. November 2019 in München

Das diesjährige Symposium der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e. V. (GGWM) fand, erneut in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr, unter dem Titel „Kriegsseuchen – historische Aspekte und aktuelle Entwicklungen“ am 5. November 2019 in der Sanitätsakademie statt.
Die Kommandeurin der Akademie, Frau Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, unterstrich in ihrem Grußwort die Wichtigkeit und Bedeutung von Geschichte und historischer Bildung – geben sie doch auch Orientierung für militärische Werte und Führungsverhalten.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der GGWM, Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, führte Flottenarzt Dr. Volker Hartmann (Sanitätsakademie der Bundeswehr) als Moderator zunächst in das Thema ein.
Als erster Referent des Symposiums beleuchtete Oberstleutnant Dr. Thomas Müller (Sanitätsakademie der Bundeswehr) in seinem Vortrag „Infektionskrankheiten und ihr Einfluss auf Kriege in der Geschichte. Eine Tour d´horizon“ zunächst aus Sicht eines Militärhistorikers, wie Seuchen sowohl die Geschichte selbst, aber auch den Verlauf von militärischen Auseinander-setzungen beeinflusst haben. Anhand der Pestepidemie des 14. Jahrhunderts verdeutlichte er, wie leicht – bedingt durch mangelnde Kenntnis von Übertragungswegen – religiöse Gruppen als Auslöser für derartige Erkrankungen verantwortlich gemacht werden können. Für die Menschen dieser Zeit galt der Ausbruch der Pest als ein Zeichen für den Zorn Gottes, dessen Ursache in der Kreuzigung seines Sohnes Jesus Christus durch die Juden lag. Auf der anderen Seite warf man jüdischen Familien vor, durch die Vergiftung von Brunnen die Seuche hervorgerufen zu haben. Als Beleg führte die Menschen an, dass deutlich weniger Pestopfer unter der jüdischen Bevölkerung auftraten, in signifikant geringerer Zahl der Pest zum Opfer fielen als Christen. Die Ausschreitungen und Pogrome ließen dabei außer Acht, dass Juden durch ihre religiösen Reinheitsvorschriften in besseren hygienischen Verhältnissen lebten und daher vermutlich weniger an der Pest erkrankten. Am Beispiel des Russlandfeldzuges von Napoleon zeigte der Vortragende, welche verheerenden Verluste eine Infektionskrankheit innerhalb ei-ner Armee anrichten kann. Überschritt der französische Kaiser mit rund 500.000 Mann im Juni 1812 die russische Grenze, bestand seine „Grande Armee“ im Oktober nur noch aus etwa 80.000 Soldaten – der überwiegende Anteil war dem Fleckfieber zum Opfer gefallen.
Oberstarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth (Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr Potsdam) verdeutlichte in seinem Beitrag „Infektionen und Seuchen vom Beginn der bakteriologischen Ära bis ins Zeitalter der Weltkriege“, wie ab dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nicht mehr Infektionen und Seuchen, sondern die Waffenwirkung als häufigste Todesursache von Soldaten während kriegerischer Auseinandersetzungen in den Vordergrund trat. Die in diesem Krieg gewonnenen Erfahrungen flossen in die Neuorganisation des Sanitätsdienstes der kaiserlichen Armee ein und mündeten unter anderem in die am 27. Januar 1907 erlassene „Kriegs-Sanitätsordnung (K.S.O.)“, in der sich erstmals in dieser Form Empfehlungen zur Verhinderung von Infektionskrankheiten und Vorgaben zur Desinfektion als sogenannter „Gesundheitsdienst im Kriege“ finden. Verantwortlich für diese Aufgaben waren die beratenden Hygieniker mit ihrem „bakteriologischen Kasten“ und dem „tragbaren bakteriologischen Laboratorium“. Nach einem Exkurs über die Spanische Grippe stellte der Vortragende die Organisation und Herausforderungen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg dar. Trotz der verhältnismäßig guten Vorbereitung des deutschen Sanitätswesens (erstmalig machte eine eigenständige Vorschrift zum Gesundheitsdienst Vorgaben zur Überwachung von Küchen und Kantinen, der Wasserversorgung, der Durchführung von Gesundheitsbelehrungen, aber auch zu verschiedensten Impfungen) führten Infektionskrankheiten, wie beispielsweise Ruhr, Fleckfieber sowie Malaria, während des gesamten Krieges immer wieder zu großen Problemen und Ausfällen unter den Soldaten.
Als letzter Referent vor der Pause berichtete Oberstarzt a. D. Dr. Ernst-Jürgen Finke (Dresden) über „Die Seuchenbekämpfung des Medizinischen Dienstes in der ehemaligen Nationalen Volksarmee“. In ihrer Aufbauphase verfügten die Sanitätsbataillone der Nationalen Volksarmee (NVA) über sogenannte antiepidemische Züge, die wiederum über Laborgruppen sowie Desinfektions- und Schädlingsbekämpfungsgruppen zur Isolierung und Quarantäne von Infektionskranken verfügten. Für eine entsprechende stationäre Therapie besaß das Zentrale Lazarett der NVA in Bad Saarow eine Infektionsstation (die bei einer Epidemie zur Infektionsklinik erweitert werden konnte) und ab 1973 zusätzlich eine Abteilung Mikrobiologie als Vorläufer des späteren Instituts für klinische Mikrobiologie. Zu einer der Hauptaufgaben dieser Einrichtungen gehörte die Untersuchung und Behandlung von an Ruhr erkrankten Soldaten, die sich häufig während der Aufenthalte auf Raketenschießplätzen in der UdSSR infizierten. Federführend für mikrobiologische Forschung und Weiterentwicklung von spezifischen Geräten der Feldsanitätsausrüstung war das Institut für Feldepidemiologie und Mikrobiologie (IFM) der Militärmedizinischen Sektion in Greifswald, das 1972 aus den Instituten für Militärhygiene und Biologischen Schutz hervorging. Die hygienisch-epidemische Sicherstellung der NVA war vor allem präventiv ausgerichtet. Dazu war es erforderlich, den Gesundheitszustand in den Einheiten und Standorten fortlaufend zu analysieren, eine „hygienische Lage“ zu erstellen und auftretende ungewöhnliche Gruppenerkrankungen und Infektionen zu erfassen.
Im zweiten Teil des Symposiums stellte Generalarzt a. D. Dr. Christoph Veit (Bonn) in seinem Referat den „Infektions- und Seuchenschutz in der Bundeswehr in der Zeit des Kalten Krieges“ vor. Unmittelbar nach Gründung der Bundeswehr waren dem überwiegend kriegsgedienten Führungspersonal der noch jungen Streitkräfte – aufgrund ihrer während des Zweiten Weltkrieges gemachten Erfahrungen – die möglichen Auswirkungen von Seuchen und Infektionserkrankungen auf die Einsatzbereitschaft der Truppe bekannt. Ausgehend von der Fokussierung auf andere Schwerpunkte geriet das Wissen um den Infektionsschutz in den Folgejahren allerdings immer mehr in Vergessenheit. Durch Übertragung der Eigenvollzugskompetenz im Bereich der Gesundheitsversorgung und der Vorbeugung von Erkrankungen auf die Bundeswehr selbst, baute der Sanitätsdienst der Bundeswehr parallel zu dem zivilen Gesundheitsüberwachungssystem eigene Strukturen zur Abwehr infektiöser Gesundheitsrisiken auf. Als wichtige Bausteine galten dabei, neben den Standortärzten als Pendant zum zivilen Amtsarzt, die mit Hygienikern, Apothekern und Veterinären personell ausgestatteten Aufsichtsbehörden in den sechs Wehrbereichskommandos und die regionalen Untersuchungsinstitute der Bundeswehr. Im täglichen Dienstbetrieb war des Thema Prävention in den verschiedenen Einheiten und Teilstreitkräfte unterschiedlich gewichtet. Dem Münchner Institut für Medizinischen B-Schutz, im Falle eines B-Angriffs oder einer mutmaßlich seuchenbedingten Krankheitshäufung sicherlich von elementarer Bedeutung, fehlte es an notwendiger Infrastruktur, zudem war es in der Truppe nahezu unbekannt. Während die Marine ein eigenes Infektions-Gefährdungsregister führte, gab es im Heer mit dem Sanitätslehrbataillon 851 nur einen einzigen Truppenteil, bei dem die Komponenten Prävention, Infektionsschutz, Diagnostik und Behandlung möglicher Erkrankungen präsent waren.
Zum Abschluss der Veranstaltung trug Oberstveterinär Dr. Katalyn Roßmann (Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr) zum Thema „Der Umgang des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mit biologischen Gefahren im Einsatz nach 1990“ vor. Bis ins Jahr 1991 wurden die Gefahren von Seuchen und Infektionskrankheiten auf die Einsatzbereitschaft von Soldaten (abgesehen von der Erdbebenhilfe in Italien 1980/81, bei der in großem Umfang Wasserbeprobungen, Impfungen und hygienische Maßnahmen vorgenommen wurden) augenscheinlich wenig beachtet. Als Wendepunkt auf diesem Gebiet ist die Kambodscha-Mission zu bewerten. Erstmals verfügte ein Einsatzkontingent über ein Mikrobiologisches Labor, in dem ein Tierarzt entsprechende diagnostische Untersuchungen vornehmen konnte. Mit der Ausweitung der verschiedenen Missionen auf dem Balkan etablierte die Bundeswehr auch in ihren Einsatzstrukturen Elemente zur Wahrnehmung der öffentlich-rechtlichen Aufgaben – bis heute wird diese Struktur in nahezu allen militärischen Szenarien beibehalten. Bedingt durch sich anschließende Missionen in überwiegend tropischen und subtropischen Regionen rückten präventivmedizinische Maßnahmen und die Erarbeitung fundierter Risikobewertungen immer mehr in den Vordergrund. Dazu entstand 2001 am Sanitätsamt der Bundeswehr eine Task Force Medizinischer ABC-Schutz, aus der bereits ein Jahr später die Abteilung „MedInt“ hervorging, die erstmals eine interdisziplinäre Risikoevaluierung für Afghanistan erstellte. In der Folgezeit etablierte der Sanitätsdienst verschiedene Surveillance- und Monitoringsysteme für Vektoren oder Infektionen. Aus Sicht der Vortragenden liegen die Herausforderung der Zukunft im Bereich der „Bioresponsiveness“ und dem „One-Health-Ansatz“, dem Zusammenschluss von Gesundheitsschutz und -förderung. Letztlich wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein Wandel von der Individualmedizin zur „Populationsmedizin“ erfolgen.
In seinem Schlusswort bedankte sich Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald bei allen Referenten und unterstrich, dass die Kriegsseuchen und Infektionskrankheiten auf keinen Fall „besiegt“ sind und auch weiterhin sowohl die Sanitätsdienste von Streitkräften als auch das zivile Gesundheitswesen vor große Herausforderungen stellen wird.

Oberfeldarzt Dr. André Müllerschön

 

10. Wehrmedizinhistorisches Symposium

der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr und dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv am 15. November 2018 in München

Das diesjährige Symposium der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e. V. (GGWM) fand, erneut in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) und erstmals mit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv (BayHStArch) als weiterem Kooperationspartner, unter dem Titel „Getroffen – Gerettet – Gezeichnet. Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg“ anlässlich der gleichnamigen Sonderausstellung am 15. November 2018 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München statt.
Die Kommandeurin der Sanitätsakademie, Frau Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, unterstrich in ihrem Grußwort die Wichtigkeit und Bedeutung von Geschichte und Tradition – geben sie doch Orientierung für militärische Werte und Führungsverhalten.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der GGWM, Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, führte Oberstarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth (Beauftragter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes für Geschichte, Theorie und Ethik der Wehrmedizin am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam) als Moderator zunächst in das Thema ein. Dabei stellte er das Ausstellungskonzept und die Verantwortlichen für die fünf Ausstellungssektionen vor und schlug die Brücke zum bereits 2014 stattgefundenen 6. Wehrmedizinhistorischen Symposium „Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg“.
Als erster Referent des Symposiums untersuchte Oberstleutnant Mirko Urbatschek, M. A. (Sanitätsakademie der Bundeswehr) in seinem Vortrag "Mit Hurra in den Krieg?" – Vorstellungen vom Krieg und deren blutige Realität im Ersten Weltkrieg“ zunächst aus militärischer Sicht das Bild zukünftiger Kriege am Vorabend des Ersten Weltkrieges. In Folge der Einigungskriege stand dabei zuerst die Disziplin und Leistungsfähigkeit der Soldaten im Vordergrund. Am Beispiel der französischen und der deutschen Artillerie stellte der Referent die beginnende Technisierung und Waffenentwicklung dar, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer massiven Steigerung der Waffenwirkung führte, und letztlich in einen Rüstungswettlauf der europäischen Mächte mündete. In militärischen Führungsebenen wurden Überlegungen laut, die die „Überlebensfähigkeiten der Soldaten“ in Frage stellten und die neuen Waffensysteme immer mehr in den Mittelpunkt strategischer Planungen rückten. Mahnende Worte, wie beispielsweise des polnisch-russischen Bankiers Johann von Bloch, wonach ein Zukunftskrieg vor allem ein Kampf um Befestigungsanlagen sein würde und die Unterbrechungen der Handelswege mit großer Wahrscheinlichkeit einen Zerfall der an den kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligten Staaten auslösen könnte, blieben weitgehend ungehört. Im zweiten Teil seines Beitrags erläuterte der Vortragende die vermeintliche Kriegsbegeisterung der deutschen Bevölkerung. Zeitgenössische Fotografien vermitteln den Eindruck einer tiefverwurzelten patriotischen Begeisterung, man sprach gar von „der anderen Front“. Neuere Forschungen relativieren dieses Bild – lediglich eine Minderheit des sogenannten „deutschnationalen Kleinbürgertums“ vertrat nach außen einen nahezu bedingungslosen „Kriegsfanatismus“.
Anhand der Lebensläufe des Feldgeistlichen Pater Rupert Mayer und des Krankenwärters Philipp Seeßle verdeutlichte Oberfeldarzt Dr. André Müllerschön (Sanitätsversorgungszentrum Neubiberg) in seinem Beitrag „Nüchterne Zahl versus Einzelschicksal – Verwundung und Sanitätsdienst in Lebensbildern“, wie Personen unterschiedlicher Herkunft und Sozialisation den Krieg erlebten und in der Folge von ihm gezeichnet oder geprägt wurden. Pater Rupert Mayer, zunächst enthusiastisch freiwillig in den Militärdienst eingetreten und als erster Geistlicher im Jahre 1915 mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet, erlangte durch sein uneigennütziges Eintreten für die seelsorgerische Betreuung der unmittelbar an der Front eingesetzten Soldaten nahezu Heldenstatus. Schwerst verletzt wandte er sich nach seiner Rehabilitation in Reden und Predigten gegen Nationalismus und Extremismus und ließ sich dabei auch nicht von Verhaftungen oder der Internierung in einem Konzentrationslager abhalten. Bei Ausbruch des Krieges leistete der gelernte Schreiner Philipp Seeßle als Krankenwärter seinen Militärdienst – besonders patriotische oder gar nationale Ansichten sind von ihm nicht überliefert. Der pflichtbewusste Soldat konnte nach Entlassung aus dem Wehrdienst zwar Fuß fassen, doch verschlechterten sich die wirtschaftlichen und privaten Rahmenbedingungen zusehends. Sein relativ früher Eintritt in die NSDAP lässt darauf schließen, dass er sich als Verlierer der Nachkriegszeit fühlte. Beide Lebenswege können als Mahnung dafür dienen, auch zukünftig alle Anstrengungen zu unternehmen, um jegliche Art von Krieg zu vermeiden.
Als letzte Referentin vor der Pause berichtete Archivrätin Christine Kofer, M. A. (Bayerisches Hauptstaatsarchiv) unter dem Titel „Tierische Retter – Sanitätshunde im Einsatz“ über Training und Aufgaben der deutschen Sanitätsrettungshunde. Der im Jahre 1893 in Aachen gegründete Deutsche Verein für Sanitätshunde finanzierte die ersten Ausbildungen der tierischen Retter durch den Verkauf von Postkarten. Nach Verlegung des Vereinssitzes nach Oldenburg 1914 entstanden in der Folgezeit über 50 Ausbildungsstätten für Hunde und Hundeführer in ganz Deutschland. Am geeignetsten erwiesen sich Airedale Terrier, Dobermann-Pinscher und Collies, die von ihren Besitzern zunächst dem Verein und – nach intensiver Schulung mit Scheinverletzten sowie der Gewöhnung an Ausrüstung, verschiedene Geländearten und der Suche mit anderen Hunden – der Heeresverwaltung überantwortet wurden. Unverzichtbar waren sie beim Auffinden von Verwundeten in unübersichtlichem oder absturzgefährdetem Gelände und im tiefen Schnee. Die Tiere erhielten den gleichen Status wie Soldaten, was durch Einträge in den Kriegsstammrollen belegt ist. Das Andenken an „im Dienst“ verstorbene Sanitätshunde wurde mittels Urkunden aufrechterhalten.
Im zweiten Teil des Symposiums stellte Flottenarzt Dr. Volker Hartmann (Sanitätsakademie der Bundeswehr) in seinem Referat „Kriegsverletzungen des Ersten Weltkrieges. Ausgewählte Präparate aus der Wehrpathologischen Lehrsammlung der Sanitätsakademie“ zunächst einige ausgewählte medizinische Lehrsammlungen, wie zum Beispiel die 1796 gegründete pathologisch-anatomische Sammlung im Wiener Narrenturm – die aus etwa 50 000 Objekten besteht – oder die mehr als 30 000 von Rudolf Virchow (dem Begründer der Pathologischen Anatomie) zusammengetragenen Exponate, vor. Während erstere immer noch für Besucher zugänglich ist, wurden letztere während des Zweiten Weltkrieges nahezu komplett zerstört. Einige wenige Präparate und medizinische Geräte finden sich heute im Medizinhistorischen Museum der Berliner Charité. Die an der Kaiser-Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen gegründete Instrumenten- und Kriegschirurgische Sammlung, zu der unter anderem verschiedene Operationsbestecke berühmter Chirurgen wie Bernhard von Langenbeck oder aus der Napoleonischen Zeit stammende Knochenpräparate gehörten, ist seit Mai 1945 verschollen – Fotografien oder komplette Bestandslisten sind ebenfalls nicht mehr vorhanden. Anschließend ging der Referent auf die deutsche Kriegspathologie des Ersten Weltkrieges, als dessen Begründer Ludwig Aschoff anzusehen ist, ein. In der Bayerischen Armee betrieben Max Borst und Siegfried Oberndorfer die ersten Feldprosekturen, in denen sie unzählige Sektionen durchführten und eine Vielzahl beeindruckender, aber auch teilweise verstörender Präparate (wie zum Beispiel eine durch Phosgen geschädigte Lunge oder eine zusammengepresste „Verschüttungsniere“) anfertigten.
Für die kurzfristig erkrankte Archivdirektorin Dr. Martina Haggenmüller (Bayerisches Hauptstaatsarchiv) referierte Flottenarzt
Dr. Volker Hartmann deren Vortrag zum Thema „Kriegsblinde und ihr Ringen um ein selbstbestimmtes Leben“. Auf deutscher Seite erblindeten während des Ersten Weltkrieges 2 450 Soldaten in Folge von Schuss- oder Kampfgasverletzungen vollständig,
10 000 galten als „einseitig erblindet“, worunter man den Verlust eines Auges oder eine Sehleistung von weniger als einem 50stel verstand. Oberstes Ziel der sanitätsdienstlichen Versorgung war es, die im Kampf Verwundeten schnellstmöglich zu augenärztlichen Spezialabteilungen in Universitäts- und Privatkrankenhäusern oder Reservelazaretten zu transportieren, um sie frühzeitig fachärztlich zu versorgen. Dabei stand die Sicherung der Sehkraft im Vordergrund – war ein Augenerhalt nicht möglich, wurden nach Entfernung von Fremdkörpern operativ die Voraussetzungen für die Insertion einer Augenprothese geschaffen. Nach Abschluss der Behandlung erhielten die Versehrten Unterricht in Landesblindenanstalten, wo sie das Gehen auf verschiedenen Untergründen, die Blinden- und Blindenkurzschrift, das Schreiben auf speziellen Schreibmaschinen, Korb- und Stuhlflechten sowie das Spielen von Instrumenten erlernten. Nach Beendigung der Ausbildung arbeiteten sie in Munitionsfabriken, verschiedenen Industriebetrieben oder – aufgrund ihres oft exzellenten Gehörs – als Klavierstimmer. Noch während des Krieges führten verschiedene private Gruppen Spendensammlungen für die ab 1916 im „Bund der erblindeten Krieger“ organisierten Invaliden durch. Trotz zusätzlicher Unterstützung durch Kommunen (beispielweise kostenlose Nutzung des Nahverkehrs) fühlten sich viele Kriegsversehrte von der Politik im Stich gelassen – eine Tatsache, die die nationalsozialistische Propaganda in den 1930er Jahren erfolgreich ausnutzen konnte.
In seinem Schlusswort bedankte sich Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald bei allen Referenten und betonte, wie eindrücklich die gehaltenen Vorträge sowohl das Grauen des Krieges als Ganzes, als auch die Folgen für einzelne Individuen gezeigt haben.

Oberfeldarzt Dr. André Müllerschön


Symposium_2018

Blick ins Auditorium, erste Reihe v. l. n. r.: Dr. Margit Ksoll-Marcon (Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayern),
Dr. Bernhard Grau (Direktor des Hauptstaatsarchivs), Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger (Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr)
Bildquelle: D. Wörner, BayHStArch


 

Diorama „MedEvac Kundus“ der Lehrsammlung übergeben

Ein besonderes Exponat hat Frau Hauptfeldwebel Annika Schröder schon im März 2018 der Militärhistorischen Lehrsammlung der SanAkBw als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Ein selbst gebautes Diorama einer Gefechtssituation aus Afghanistan im Jahre 2010. Frau Hauptfeldwebel Schröder hat mit dem handwerklich sehr aufwändigen und detaillierten Modell ihre Erlebnisse in einer schwierigen Mission verarbeitet: Ein schweres Gefecht („Karfreitagsgefecht“) mit den Taliban in Isa Khel, in dem sie in einem Beweglichen Arzttrupp (BAT) mehrfach beschossen wurde, sie verletzte Kameraden rettete und in dem trotzdem deutsche Soldaten gestorben sind. Die leidenschaftliche Modellbauerin versuchte mit dem 135 cm x 45 cm x 30 cm großen Diorama den Einsatz und die landschaftlichen Gegebenheiten fiktiv darzustellen. Es war ihr wichtig, vor allem die Rettungskette, die taktische Verwundetenversorgung und die Evakuierung der Verwundeten mittels amerikanischer Hubschrauber UH-60 Black Hawk im rückwärtigen Raum aufzuzeigen. Außerdem sind neben zahlreichen sorgsam dargestellten Figuren eine Vielzahl verschiedener Gefechtsfahrzeuge des Jahres 2010 zu sehen. Unter anderem: Schützenpanzer (SpZ) Marder, Transportpanzer (TpZ) A8 Infanterie, Fenek, Panzerhaubitze (PzH) 2000, Schwerlasttransporter (SLT) Elefant, Dingo, UH-60 Black Hawk.

Frau Hauptfeldweben Schröder dient heute als Truppenfachlehrerin Sanitätsdienst an der Unteroffizierschule des Heeres in Delitzsch. Sie ist unter anderem Trägerin der Gefechtsmedaille und des Ehrenkreuzes der Bundeswehr in Gold in besonderer Ausführung. Das Diorama ist als Teil der permanenten Ausstellung der Militärhistorischen Lehrsammlung in der Halle 10 im Abschnitt Afghanistan zu sehen.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Diorama „MedEvac Kundus“

9. Wehrmedizinhistorisches Symposium

der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. und der Sanitätsakademie der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Geschichte und Ethik der Wehrmedizin der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. am 16. November 2017 in München

Das diesjährige Symposium der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. (GGWM) fand, erneut in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) und bereits zum zweiten Mal mit dem Arbeitskreis Geschichte und Ethik der Wehrmedizin der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. (DGWMP) als weiterem Kooperationspartner, unter dem Titel „Militärpsychiatrie im Spiegel der Geschichte“ am 16. November 2017 in München statt. Die Kommandeurin der Akademie, Frau Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, unterstrich in ihrem Grußwort die Wichtigkeit und Bedeutung der Sanitätsakademie der Bundeswehr als Kompetenzzentrum für Ethik, Militärmedizingeschichte und Militärethik im Sanitätsdienst der Bundeswehr, welches durch die Einrichtung einer Forschungsstelle für Wehrmedizinische Ethik nochmals aufgewertet wurde. Auch im Hinblick auf die aktuelle Traditionsdebatte stellte sie die Notwendigkeit von historisch-politischen Bildung für alle Dienstgradgruppen im Sanitätsdienst heraus. An Stelle des kurzfristig erkrankten Vorsitzenden der GGWM begrüßte der stellvertretende Vorsitzende, Oberfeldarzt Dr. André Müllerschön, die anwesenden Teilnehmer und Referenten. Er unterstrich dabei die Aktualität des gewählten Themas auch im Hinblick auf die Belastungen deutscher Soldaten im Rahme von Auslandseinsätzen der Bundeswehr.

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Übergabe einer zeitgeschichtlich wertvollen Abbildung an die Wehrhistorische Lehrsammlung
am 17.11.2016

Anlässlich des 8. Wehrmedizinhistorischen Symposiums wurden der Wehrhistorischen Lehrsammlung der Sanitätsakademie zeitgeschichtlich wertvolle Exponate übergeben. Herr Oberstarzt d.R. Dr. med. Friedhelm Siebert war eigens aus Fritzlar angereist, um gemeinsam mit seiner Gattin, Dr. med. Bärbel Siebert, medizinhistorische Zeugnisse aus ihrem Besitz an die Sammlung zu übergeben. Es handelte sich um eine seltene Fotografie aus dem Ersten Weltkrieg, die den Großvater von Frau Dr. Siebert, den Stabsarzt a.D. Dr. med. Otto Grahl bei der Begrüßung des Chefs der Obersten Heeresleitung, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, im September 1918 zeigt. Dr. Grahl war damals Chef des Feldlazarettes 360 in Frankreich, das durch Hindenburg und den Kommandeur der 111. Infanteriedivision, General Johannes von Busse, offiziell inspiziert wurde. Außerdem übergaben Herr und Frau Dr. Siebert weitere medizinische Gegenstände aus dem Nachlass von Dr. Otto Grahl, darunter eine Injektionsspritze aus dem Ersten Weltkrieg und mehrere Morphium-Ampullen aus dem Jahre 1916. Für diese Betäubungsmittel ist auch nach über 100 Jahren eine sachgemäße Lagerung entsprechend den heutigen gesetzlichen Bestimmungen notwendig.

Dr. Hartmann Flottenarzt

Uebergabe Abbildung an OTL Urbatschek

Übergabe Abbildung an OTL Urbatschek. Foto SanAkBw


Morphin Ampullen aus dem I. Weltkrieg. Foto Dr. Hartmann

Morphin Ampullen aus dem I. Weltkrieg. Foto Dr. Hartmann



8. Wehrmedizinhistorisches Symposium

der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. und der Sanitätsakademie der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Geschichte und Ethik der Wehrmedizin der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. am 17. November 2016 in München

Das diesjährige Symposium der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. (GGWM) fand, erneut in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw) und erstmalig mit dem Arbeitskreis Geschichte und Ethik der Wehrmedizin der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. (DGWMP) als weiterem Kooperationspartner, unter dem Titel „Medizinische Assistenzberufe und Krankenpflege in deutschen Armeen“ am 17. November 2016 in München statt. Die Kommandeurin der Akademie, Frau Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, unterstrich in ihrem Grußwort die Wichtigkeit und Bedeutung der historisch-politischen Bildung für alle Dienstgradgruppen im Sanitätsdienst. Gleichzeitig begrüßte sie, dass erstmals die Gesundheitsfachberufe im Mittelpunkt eines Symposiums der Gesellschaft standen.
Generalarzt a.D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, Vorsitzender der GGWM, betonte in seiner Begrüßung ebenfalls die Notwendigkeit, sich thematisch nicht auf Ärzte und Sanitätsoffiziere zu beschränken, sondern auch die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen der Unteroffiziere, Mannschaften und zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissenschaftlich zu untersuchen.


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Besuche in den Sammlungen

Auch in 2016 und schon im Januar 2017 erfreuten sich die beiden historischen Sammlungen der Sanitätsakademie wieder zahlreicher Besucher. An internationalen hochrangigen Vertretern statteten am 15. September 2016 chinesische Sanitätsoffiziere einen Besuch ab. Die jungen Ärzte der Volksbefreiungsarmee weilten für ein notfallmedizinisches Ausbildungstraining an der Sanitätsakademie. Am 30. November 2016 besuchte der Direktor der Sanitätsakademie der vietnamesischen Streitkräfte, Generalmajor Prof. Dr. Do Quyet, mit einer Delegation die Sanitätsakademie und erhielt im Beisein der Kommandeurin der Sanitätsakademie der Bundeswehr, Generalstabsarzt Dr. Gesine Krüger, durch den Dozenten Militärgeschichte, Oberstleutnant Mirko Urbatschek M.A. , eine Führung durch die Wehrhistorische Lehrsammlung. Flottenarzt Dr. Volker Hartmann führte am 17. Januar 2017 eine Delegation der NATO Schule Oberammergau unter Leitung von Colonel Timothy E. Dreifke, Dean of Academics, durch die Wehrhistorische Lehrsammlung. Besuche in der Halle 10 stehen auch unter der neuen Kommandeurin fest auf dem Programm zur Betreuung ausländischer Besucher an der SanAkBw und wecken bei ihnen stets großes Interesse.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Besuch Chinesischer SanOffz

Besuch Chinesischer SanOffz. Foto Dr. Hartmann


Besuch Delegation NATO Schule Oberammergau

Besuch Delegation NATO Schule Oberammergau. Foto: SanAkBw


Besuch Direktor Vietnam SanAkBw

Besuch Direktor Vietnam SanAkBw. Foto: SanAkBw



7. Wehrmedizinhistorisches Symposium

Gemeinsame Veranstaltung der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. und der Sanitätsakademie der Bundeswehr am 19. November 2015 in München

Das diesjährige Symposium der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. (GGWM) fand, erneut in Zusammenarbeit mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr (SanAkBw), unter dem Titel

„60 Jahre Bundeswehr / 25 Jahre Armee der Einheit“

am 19. November 2015 in München statt. Die Kommandeurin der Akademie, Generalstabsarzt Dr. Erika Franke, unterstrich in ihrem Grußwort die Wichtigkeit und Bedeutung der historisch-politischen Bildung für alle Dienstgradgruppen im Sanitätsdienst. Nur die Auseinandersetzung mit der Entwicklung und der Tradition des eigenen Berufsstandes in Verbindung mit dem neuen Leitbild des Sanitätsdienstes der Bundeswehr ermögliche die Analysen komplexer politischer Prozesse.

Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, Vorsitzender der GGWM, würdigte in seiner kurzen Ansprache den vor wenigen Monaten verstorbenen Ehren- und Gründungsvorsitzenden der Gesellschaft, Generalstabsarzt a.D. Dr. Peter Fraps, der nicht nur den Mitgliedern der GGWM als engagierter Kamerad wie auch als geschätzter Ratgeber gleichermaßen in Erinnerung bleiben wird.


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Abschiedsbesuch des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der
Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke, an der
Sanitätsakademie am 1. Juli 2015

Im Rahmen seines Abschieds als Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr besuchte Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke am 1. Juli 2015 die Sanitätsakademie. Nach dem Office-Call bei der Kommandeurin, Frau Generalstabsarzt Dr. Erika Franke, wurde der Inspekteur durch Direktoren und Abteilungsleiter intensiv über die geleistete Arbeit bei der Umstrukturierung der Akademie und die noch anstehenden Herausforderungen in den Direktoraten und Instituten gebrieft. Es schloss sich ein Besuch in den Wehrgeschichtlichen und Wehrpathologischen Lehrsammlungen der Sanitätsakademie an, in dem der Inspekteur durch den Kurator, Stabsfeldwebel Skasa-Weiss, eine Einweisung in die zahlreichen Präparate aus der Zeit des Ersten Weltkriegs erhielt. Generaloberstabsarzt Dr. Patschke zeigte sich von den gesammelten Exponaten tief beeindruckt und unterstrich die Wichtigkeit der Sammlungen bei der Prägung des fachlichen Nachwuchses und der Ausbildung eines ethischen und beruflichen Selbstverständnisses im Sanitätsdienst der Bundeswehr.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann, SanAkBw

Abschied

Generaloberstabsarzt Dr. Patschke beim Abschiedsbesuch am 01.07.2015.



6. Wehrmedizinhistorisches Symposium

der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. (GGWM) in Verbindung mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr am 18. November 2014

Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg“ lautete das Rahmenthema des 6. Wehrmedizinhistorischen Symposiums, das am 18. November 2014 im Auditorium Maximum „Hans Scholl“ stattfand. Die Kommandeurin der Akademie, Frau Generalstabsarzt Dr. Erika Franke und der stv. Vorsitzende der „Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin eV.", Oberfeldarzt Professor Dr. Ralf Vollmuth vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr aus Potsdam, begrüßten am 18. November 2014 zahlreiche Lehrgangsteilnehmer, Angehörige der Gesellschaft und Interessierte aus der Akademie. Prominente Teilnehmer waren der Kommandeur des Kommandos sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, Generalarzt Dr. Stephan Schoeps, die Generalärzte a.D. Dr. Karsten Ewerth und Prof. Dr. Grunwald sowie der Direktor des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, Oberst Prof. Dr. Rogg. In ihrer Begrüßung sprach Frau Dr. Franke den Mitgliedern der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin Dank aus für ihren unermüdlichen Einsatz um die Akademie, ihr historisches Erbe und die Lehrsammlung. In Bezug auf das diesjährige Symposium wies sie darauf hin, dass bisher nur in wenigen Veranstaltungen im Rahmen des Gedenkens zum Beginn des Ersten Weltkriegs explizit die Medizin in dieser alle Völkergrenzen Europas übergreifenden Katastrophe thematisiert worden ist. Folgerichtig wurde im Zuge dieses Wehrmedizinhistorischen Symposiums erstmals ein internationaler Ansatz gewählt und Referenten aus Österreich und Frankreich eingeladen.

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Januar 2014
Das Gedenkjahr 100 Jahre Erster Weltkrieg wirft seinen Schatten voraus.... Prothesen!

Die Geschichte und die Entwicklung von Prothesen reicht zwar bis in das Altertum zurück, allerdings fand eine starke Weiterentwicklung erst in den vergangenen 100 Jahren statt. Lange Zeit war es nicht möglich, Körperteile und deren Funktion nachzubilden.
Zudem waren die Prothesen weitgehend unzureichend, um die ursprüngliche Funktion des Körperteils zu ersetzen.
Ein wesentlicher Schub erfolgte hier erst in der Zeit des Ersten Weltkrieges, dessen Beginn sich dieses Jahr zum 100. Male jährt.
Nie zuvor in der Geschichte wurden so viele Menschen verstümmelt, fanden derart viele Amputationen statt. Allein in Deutschland gab es nach dem Ersten Weltkrieg über 800.000 Prothesenträger!
Um sowohl den Betroffenen zu helfen, als auch diese aus volkswirtschaftlichen Beweggründen wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren wurden immer neue und höhere Anforderungen an Prothesen gestellt.
Eine erste Entwicklung war die sogenannte passive Prothese oder passive Hand. Das bedeutet, dass die Prothese starr war oder nur mit Hilfe der verbliebenen gesunden Hand in eine bestimmte Position gebracht werden konnte, um zum Beispiel Werkzeuge greifen zu können.
Ein Zwischenschritt zwischen der passiven und aktiven myoelektrischen Hand war die sogenannte „Sauerbruchhand“, benannt nach ihrem Konstrukteur, dem berühmten Chirurgen Ferdinand Sauerbruch (1875-1951). Bei dieser „Sauerbruchhand“ waren sowohl die Hand als auch die Finger durch Bewegungsübertragung der verbliebenen Muskulatur auf die mechanischen Prothesenteile steuerbar. Eine weite Verbreitung scheiterte an den hohen Kosten und häufigen Infektionen durch die Nutzung.
Die erste Handprothese mit Elektromotor war die sogenannte „Vaduzer Hand“ (1944), bei der der Motor jedoch noch mechanisch durch Muskelbewegung angesteuert werden musste.
Ein weiterer deutlicher Schritt war die Entwicklung zur aktiven Prothese bzw. zur aktiven Hand. Diese nutzt je nach Belastung die unterschiedlichen elektrischen Potenziale der Muskeln. So ist eine Steuerung durch die verbliebenen Muskeln möglich. Allerdings erhöht sich das Gewicht dieser Prothesen durch Elektromotoren und Akkus erheblich.
Lange Zeit erhielten die von Hand- oder Armamputation Betroffenen „Arbeits- und Sonntagshände“. Die „Arbeitshände“ waren mit Haken oder Ösen auf den Alltag und den Arbeitsbereich ausgerichtet, während die „Sonntagshände“ naturgetreue Nachbildungen waren, aber eben nur einen kosmetischen Zweck erfüllten.

Hptm Koch M.A.

Prothese

Ausgestellt ist eine Beinprothese wie sie in den Jahren des Ersten Weltkrieges und in der Zwischenkriegszeit üblich war.



5. Wehrmedizinhistorisches Symposium

der GGWM e.V. in Verbindung mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr und Jahreshauptversammlung am 19. November 2013

Verbindung mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr. Zum Thema „Spannungsfeld Tradition im Sanitätsdienst – 200 Jahre Medizin in der Zeit der Befreiungskriege“ trugen fünf Historiker verschiedene Perspektiven vor. Der Vorsitzende der GGWM e.V., Generalstabsarzt a.D. Dr. Fraps, konnte im „Auditorium Maximum Hans Scholl“ zahlreiche Mitglieder, interessierte Gäste und Lehrgangsteilnehmer der Akademie begrüßen, darunter auch die Kommandeurin, Frau Generalstabsarzt Dr. Franke. Sie unterstrich in ihrem Grußwort die Bedeutung historischer Arbeit an der Akademie, die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit der Geschichte und sicherte der Gesellschaft in ihrer Funktion als Förderer von Wehrmedizingeschichte und Wehrgeschichtlicher Lehrsammlung jede Unterstützung zu. Insbesondere dankte sie den Mitgliedern der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. für ihr Engagement um die Lehrsammlung und erwähnte hier ausdrücklich den langjährigen Custos, Hauptmann d.R. Alfred Barth.
Im wissenschaftlichen Programm trug zunächst Oberstleutnant Mirko Urbatschek M.A., Lehrer Militärgeschichte an der SanAkBw, über das politische System in „Europa in der Ära Napoleons“ vor. Danach zeichneten Oberstleutnant Dipl.Kfm. Rufin Mellentin und Flottenarzt Dr. Volker Hartmann aus der Abteilung Lehre Gesundheitsversorgung der SanAkBw ein Bild von „Napoleons Russlandfeldzug. Zwischen Hybris und Katastrophe“. Näher eingegangen wurde auf die operative Lage und die hohe Bedeutung der Medizin in diesem die Zeitgenossen in ganz Europa ungeheuer bewegenden Krieg mit seinen fatalen Folgen. Hauptmann Wolfgang Kösel von der Fachschule Rettungsdienst Ulm erinnerte in seiner ausführlichen Präsentation an die Völkerschlacht von Leipzig im Oktober 1813 und zeigte ihre militärmedizinischen Besonderheiten auf.
Im zweiten Symposiumsteil behandelte Oberregierungsrat Dr. Birk von der OSLw das Spannungsfeld „Tradition und Bundeswehr“, danach stellte Flottenarzt Dr. Volker Hartmann den Anwesenden die besonderen Aspekte der „Tradition an der Sanitätsakademie der Bundeswehr“ vor. Seit der durch den damaligen Kommandeur der Akademie, Generalarzt Dr. Schoeps, veranlassten grundlegenden Änderungen im Traditionsverständnis, gibt dieses Thema immer wieder Anlass zum Nachdenken.
Nach dem Schlusswort durch den Stv. Vorsitzenden der GGWM e.V., Oberfeldarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth vom ZMSBw, fand die Jahreshauptversammlung der Gesellschaft in der OHG der Ernst von Bergmann Kaserne statt.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann


Eröffnung des neuen Foyers der Sanitätsakademie der Bundeswehr am 12. September 2013

Im Zuge der Festlichkeiten zum 50jährigen Jubiläum der Sanitätsakademie wurde auch das neue Foyer im Hauptgebäude der Akademie am 12. September 2013 feierlich eröffnet. Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke und die Kommandeurin der Sanitätsakademie, Generalarzt Dr. Erika Franke, nutzten den gleichzeitig stattfindenden Lehrgang für höhere Sanitätsoffiziere und Leitende Medizinalbeamte, um auf die besondere Bedeutung der grundlegenden Neugestaltung hinzuweisen.

Foyer

Frau Generalarzt Dr. Franke (li.) und Generaloberstabsarzt Dr. Patschke (re.) zeigen dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wieker, das neue Foyer.
Foto: SanAkBw.

Mit der Einrichtung, den künstlerischen Motiven und den Präsentationsformen soll einen Beitrag zur politisch-historischen Bildung und zur Standortbestimmung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr geleistet werden. Die Neukonzeption war nach der im April 2011 von dem damaligen Kommandeur, Generalarzt Dr. Stephan Schoeps, vorgenommenen Benennung des Auditorium Maximum nach dem Münchner Widerstandskämpfer Hans Scholl notwendig geworden. Hierzu hatte auf Weisung InspSan eine akademieübergreifende Kommission aus allen Dienstgradgruppen und unter Einbeziehung von Reservisten, Professoren wie den Sprechern des Wehrmedizinischen Beirats und des Beirats für Innere Führung und dem Altinspekteur, Admiraloberstabsarzt Dr. Karsten Ocker, die wesentlichen inhaltlichen und gestalterischen Eckpunkte des neuen Eingangsfoyers erarbeitet.

Foyer

Fünf Stelen zeigen Selbst- und Traditionsverständnis des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Foto: FLA Dr. Hartmann

Eine erfahrene Medienfirma setzte die Vorgaben um, so dass nun mit großem künstlerischem Anspruch die drei wesentliche Teilbereiche Identität, berufliches Selbstverständnis und ethisch-historische Grundlagen im Sanitätsdienst sichtbar werden. Zur Darstellung kommt gleich am Haupteingang das Wappen des Sanitätsdienstes mit dem Eisernen Kreuz, das approbationsübergreifend Einheit und integrativen Geist des Sanitätsdienstes verkörpert. Auf der Freifläche zwischen den Eingängen des Auditorium Maximum wird in Tafeln und Bildern auf den Namensgeber Hans Scholl hingewiesen, die Widerstandskämpfer um den 20. Juli 1944 symbolisiert und in beleuchteten Tafeln die Grundlagen des Sanitätsdienstes, das Rote Kreuz, das Eiserne Kreuz und der Leitspruch des Sanitätsdienstes „Scientiae, Humanitati, Patriae“ aufgeführt. In einem offenen Ausstellungsabschnitt erläutern fünf Informationssäulen das Traditionsverständnis des Sanitätsdienstes und geben Hinweise zum beruflichen Selbstverständnis. 


Foyer

Die Grundlagen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr: Rotes Kreuz, Eisernes Kreuz und Leitspruch. Foto: FLA Dr. Hartmann 

 

Mit dem neugestalteten Foyer wird auch die alte seit 1982 bestehende „Ehrentafel des Sanitätsdienstes“ ersetzt. Mit ihr waren die Inhaber der Bayerischen Tapferkeitsmedaille, des Bayerischen Militär-Sanitäts-Ordens und des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes zum Teil namentlich aufgeführt und geehrt worden.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Foyer

Ein Beitrag zur Geschichte: Die alte mittlerweile ersetzte Ehrentafel des Sanitätsdienstes im Foyer des Hauptgebäudes der Sanitätsakademie (1982-2013).
Foto: SanAkBw 


Neue Afghanistan-Ausstellung in der Wehrgeschichtlichen Lehrsammlung eröffnet.  

Das 50jährige Jubiläum der SanAkBw am 13. September 2013 gab  auch Anlass einen neuen Ausstellungstrakt in der Halle 10 zu eröffnen. Durch tatkräftiges Miteinander der Aktiven und Reservedienstleistenden konnte der neue Afghanistan-Bereich fertiggestellt werden. Zu sehen gibt es in Form eines Dioramas die Erstversorgung eines Verletzten hinter einem Hesco-Schutzwall, den Transport mit einer "Ho-tschi-minh"-Krankentrage und einen containerisierten Operationsbereich. Großformatige Fotos geben einen Einblick in die Situation in Mazar-e-Sharif. Historisch wertvoll sind Exponate aus dem im Sommer 2012 aufgelösten Rettungszentrum des Feldlagers Feyzabad, wie Hinweisschilder, Kompaniewimpel und die letzte Rot-Kreuz-Flagge, die über der Sanitätseinrichtung in der Provinz Badakhshan wehte.

Helfer

 Die Helfer bei der Afghanistan-Ausstellung. Foto: SanAkBw 


Deutscher Feldlazarett-Sanitätswagen („Verbandmittelwagen“) aus dem Akademiestabsgebäude in die Militärgeschichtliche Lehrsammlung verlegt 

Feldlazarett

Feldlazarett-Sanitätswagen wird aus dem Foyer des Akademiestabsgebäudes verlegt.

Eines der Wahrzeichen und besonders wertvollen Exponate der Militärgeschichtlichen Lehrsammlung des Sanitätsdienstes an der Sanitätsakademie der Bundeswehr wurde am 9. April 2013 aus der Vorhalle des Akademiestabsgebäudes in die eigentliche Militärgeschichtliche Lehrsammlung im Gebäude 10 verlegt. Die pferdebespannte Karosserie des Sanitätswagens befand sich seit Bezug der neuen Sanitätsakademie im März 1980 an dem bekannten Ort neben dem Haupteingang zum Auditorium Maximum „Hans Scholl“. Die technisch nicht ganz einfache Umlagerung war auf Grund der in Kürze beginnenden Neugestaltung des Foyers notwendig geworden.  

Feldlazarett

Verlegung in die Sammlung der Halle 10

Die eigentliche Verlegung der Kutsche gestaltet sich unter konservatorischen Gesichtspunkten durchaus herausfordernd und war Millimeterarbeit, wie die Fotos zeigen. Unter Leitung von Oberstleutnant Rufin Mellentin waren zahlreiche Helfer um den Stabsfeldwebel Skasa-Weiss, den Stabsgefreiten Truthe und den Stabsgefreiten d.R. Scheele tätig, um das Exponat unbeschädigt aus dem Foyer herauszurollen bzw. -zutragen. Zeitweise mussten auch die Vorderräder abgenommen werden. In der eigentlichen Sammlung, der Halle 10, hat der Sanitätswagen aus der Zeit des Namensgebers der Kaserne, Ernst von Bergmann, nun einen neuen herausgehobenen Platz erhalten.  

Feldlazarett

Der neue Aufstellungsplatz für den Sanitätswagen des Feldlazaretts 1867

Bei dem seltenen und als „German Dispensary Waggon 1963“ bezeichneten Sanitätsfahrzeug mit seinen zahlreichen Arznei-, Verbandmittel- und Instrumentenfächern handelt es sich um einen „Sanitätswagen des Feldlazaretts (Modell 1867)“. Er stammt daher nicht - wie häufig angegeben - aus dem Jahre 1863, sondern wurde erst 1867 in der preußischen Armee etatisiert. Bei dem auch im deutsch-französischen Krieg 1870/71 eingesetzten Feldlazarettwagen nehmen die untere Hälfte im hinteren Teil des Wagenkastens sieben nebeneinanderstehende, auf Rollen laufende hochkantige, einseitig links offene Rollkästen ein, die ihrerseits in Fächer aufgeteilt sind. Noch vorhandene Arzneimittelgefäße und Ausrüstungsgegenstände scheinen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zu stammen. Während der Somme-Schlacht 1916 wurde der Sanitätswagen von den Franzosen erbeutet und ein Jahr später nach Großbritannien überführt. Er verblieb zunächst bis 1958 im Londoner „Imperial War Museum“, um am 10. Juli 1970 durch den Inspekteur des Sanitätsdienstes des Königlich Britischen Heeres, Lt. Gen. Sir Norman Talbot, an den damaligen Inspekteur des Sanitäts- und Gesundheitswesens der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Eberhard Daerr, übergeben zu werden. Seither ist er ein Schmuckstück der Lehrsammlung und wie ersichtlich durchaus auch noch mobil.

Text und alle Fotos: Flottenarzt Dr. Volker Hartmann


Sanitätsakademie der Bundeswehr gedenkt der Mitglieder der
„Weißen Rose“

Die eigentliche Verlegung der Kutsche gestaltet sich unter konservatorischen Gesichtspunkten durchaus herausfordernd und war Millimeterarbeit, wie die Fotos zeigen. Unter Leitung von Oberstleutnant Rufin Mellentin waren zahlreiche Helfer um den Stabsfeldwebel Skasa-Weiss, den Stabsgefreiten Truthe und den Stabsgefreiten d.R. Scheele tätig, um das Exponat unbeschädigt aus dem Foyer herauszurollen bzw. -zutragen. Zeitweise mussten auch die Vorderräder abgenommen werden. In der eigentlichen Sammlung, der Halle 10, hat der Sanitätswagen aus der Zeit des Namensgebers der Kaserne, Ernst von Bergmann, nun einen neuen herausgehobenen Platz erhalten.  

Dr. Hikel

Dr. Christine Hikel und Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Den Festvortrag hielt Dr. Christine Hikel, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Institut der Fakultät für Staats- und Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr Neubiberg. Ihr Thema: „Sophies Schwester: Inge Scholl und die Erinnerung an die Weiße Rose“. Sie schilderte darin das Leben einer der beiden überlebenden Schwestern der insgesamt fünf Geschwister Scholl. Nicht eingeweiht in die Widerstandspläne, hatte sie unmittelbar nach der Ermordung von Hans und Sophie anfangs noch als geächteter Sippenhäftling am Ende des Dritten Reichs begonnen, sich mit allen Facetten des Handelns und der Gedanken ihrer Geschwister auseinanderzusetzen, diese aufzuschreiben und mit ihrem eigenen individuellen Kontext zu verbinden. Inge Scholl begründete mit ihren vielfältigen Aufzeichnungen und familiären Erinnerungen nicht nur eines der größten und wichtigsten Archivbestände zur Weißen Rose, sondern war maßgeblich auch für das überlieferte Bild und die Deutungshoheit über die Münchner Widerstandsgruppe nach Kriegsende verantwortlich.

Frau Dr. Hikel skizzierte in ihrem Vortrag somit auch die durchaus schwierige Rezeptionsgeschichte der Weißen Rose in der Nachkriegszeit und schilderte Kontroversen um die Konkurrenz von Erinnerungen zwischen den Familien der Mitglieder der „Weißen Rose“ oder im Rahmen von kritischen Publikationen und Filmen. Die im Anschluss geführte lebhafte Diskussion innerhalb des Zuhörerkreises zeigte das große Interesse gerade junger Sanitätsoffiziere am Leben und an den Motiven der Widerstand leistenden Sanitätssoldaten der Wehrmacht.

In seinem Schlusswort wies der Kommandeur der Sanitätsakademie, Generalarzt Dr. Norbert Weller, auf die große Bedeutung von Erinnerungskompetenz bei der Überlieferung historischer Ereignisse hin und diskutierte in diesem Zusammenhang auch die Begriffe Wahrheit, Wirklichkeit und Deutung.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann


Posterpreis für GGWM Mitglied Frederik Vongehr bei der
Pharmaziehistorischen Biennale 2012

Im Rahmen der „Pharmaziehistorischen Biennale“ der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie (DGGP) 2012, die vom 22. bis zum 24. April in Regensburg statt fand, wurde auch dem Dissertationsprojekt des Apothekers und GGWM-Mitglieds Frederik Vongehr große Beachtung zu Teil. Die Arbeit befasst sich mit den pharmazeutischen Aspekten der deutschen Marinesanitätsgeschichte, die bisher noch nicht grundlegend und systematisch bearbeitet worden sind. Im Rahmen des Doktorandenforums der unter dem Motto „Wissenschaftsdifferenzierung in der Pharmazie – Entwicklung pharmazeutischer Zweigdisziplinen“ stehenden Veranstaltung wurde Vongehrs Poster mit dem Titel „Pharmazie unter Wasser. Die Arzneiversorgung in der deutschen U-Boot-Waffe in zwei Weltkriegen“ mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Die Dissertation steht unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Friedrich vom Institut für Geschichte der Pharmazie der Universität Marburg.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Posterpreis


Sanitätsakademie der Bundeswehr benennt Auditorium Maximum
nach Sanitätsfeldwebel Hans Scholl

Im Zuge eines feierlichen Festakts in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste wurde am 27. März 2012 das Auditorium Maximum der Sanitätsakademie der Bundeswehr nach dem Widerstandskämpfer und Sanitätsfeldwebel Hans Scholl benannt. Mit dieser Ehrung bekennt sich der Sanitätsdienst der Bundeswehr, wie es der Kommandeur der Sanitätsakademie, Generalarzt Dr. Stephan Schoeps, ausdrückte, zu Vorbild und Vermächtnis des Widerstandskreises der „Weißen Rose“. Den jungen Soldaten des Sanitätsdienstes soll damit eine freiheitliche Erinnerungskultur und ein sinnstiftendes Traditionsverständnis ermöglicht werden. Bei der Festveranstaltung sprachen auch der Kaufbeurener Theologe und Publizist Jakob Knab und der Münchner Medizinstudent Leutnant (SanOA) Patrick Peschke. Der Festvortrag mit dem Titel „Hans Scholl und die Weiße Rose. Über Sanitätssoldaten im Widerstand“ des kurzfristig verhinderten Amtschefs des Militärgeschichtlichen Forschungsamts, Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack, wurde vom Stv. Kommandeur der SanAkBw Flottenarzt Dr. Volker Hartmann verlesen.

Scholl

Gedenken an Hans Scholl (Foto: SanAkBw)

Die inhaltliche Vorbereitung der Festveranstaltung beruhte zu großen Teilen auch auf den Ergebnissen des 3. Wehrmedizinhistorischen Symposiums aus dem November 2011, auf dem die zu Grunde liegende Thematik unter verschiedenem Blickwinkel erörtert und diskutiert worden ist.

Maximum

Im Auditorium Maximum bei der Festveranstaltung (Foto: SanAkBw)

Das Personal der Wehrgeschichtlichen Lehrsammlung unter Oberstleutnant Rufin Mellentin, Hauptmann d.R. Henrik Koch und Hptm d.R. Alfred Barth war maßgebend an der wirklich herausfordernden Planung und Durchführung der Organisation der Festveranstaltung beteiligt. Im Anschluss wurde zudem die Ausstellung „Aufstand des Gewissens“ des Militärgeschichtlichen Forschungsamts im Foyer des Hörsaalgebäudes eröffnet.

Es ist beabsichtigt, die Vorträge der beiden Veranstaltungen vom 14.11.11 und 27.03.12, die sich mit Hans Scholl und der Weißen Rose befassen, in dem ersten Sonderheft der GGWM zu publizieren.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann


In der Kapelle der Sanitätsakademie der Bundeswehr:

Ökumenische Andacht und feierlicher Festakt zur Ausgestaltung des Raums der Stille mit einer
Originalkopie der „Madonna von Stalingrad“  

„Geduld, Ruhe und Zuversicht haben mich trotz allem nicht einen Augenblick verlassen…“ Diese Wort aus einem Feldpostbrief des Pfarrers, Militärarztes und Künstlers Dr. Dr. Kurt Reuber aus dem Kessel von Stalingrad geben auf eindrucksvolle Weise die Haltung dieses beeindruckenden Menschen und Schöpfers des berühmten Bildes der „Madonna von Stalingrad“wieder.

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Das Münchner Madonnenbild (Foto: Dr. Hartmann)

Am 2. Februar 2012, dem 69. Jahrestag des Endes der Schlacht von Stalingrad, fand in der Kapelle der Sanitätsakademie der Bundeswehr in der Münchner Ernst-von-Bergmann-Kaserne eine Ökumenische Andacht mit anschließendem feierlichem Festakt zu Ehren der „Madonna von Stalingrad“ statt. Dieses Bild, eine von drei originalgetreuen Kopien der zu Weihnachten 1942 von Kurt Reuber im Kessel von Stalingrad gestalteten Kohlezeichnung, fand nun in dem Raum der Stille neben der Kapelle einen würdigen Rahmen: Dort wo Menschen beten. 

Der reich besuchte Gottesdienst an Mariä Lichtmess wurde von dem katholischen Militärpfarrer Dr. Jochen Folz und dem evangelischen Militärdekan Jens Hauschild gefeiert, der in seiner Predigt an Leben und Wirken von Kurt Reuber im Angesicht des Elends in Stalingrad erinnerte, in dem es für die Soldaten kaum mehr „eine irdische Hoffnung“ gab. Anschließend nahm der Kommandeur der Sanitätsakademie der Bundeswehr, Generalarzt Dr. Stephan Schoeps, die Einweihung des Bildes im Andachtsraum vor. Er skizzierte in seinem Geleitwort die besondere Bedeutung der Madonna für die unter heute kaum nachzuempfindenden Umständen dem Untergang entgegen sehenden Soldaten an Weihnachten 1942 in Stalingrad. Als Umschrift um die Madonna, einer Mutter, die im weiten Mantel ihr Kind birgt, befindet sich der dem Johannes-Evangelium entnommene Dreiklang Licht – Leben – Liebe. Im Gesamten stellt dies eine auch heute noch bewegende Allegorie von Hoffnung in schier ausweglosen Situationen dar, vom Wunsch nach Frieden, Nähe und Geborgenheit unter dem Eindruck schwerster Not. Das Bild ist nun in der Kapelle der SanAkBw stets zugänglich und kann Zivilisten wie Soldaten zur inneren Einkehr und auch als Hilfe und Trost in schwierigen Momenten dienen.

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Militärdekan Hauschild bei seiner Predigt (Foto: Langer SanAkBw)

Dr. Dr. Kurt Reuber, der erst wenige Tage vor der Einschließung der 6. Armee als Sanitätsoffizier nach Stalingrad gekommen war und später in russischer Kriegsgefangenschaft starb, hatte die Madonna unter großen Mühen in einem Unterstand auf die Rückseite einer russischen Landkarte gemalt. In einem der letzten Flugzeuge konnte sie der schwer erkrankte Kommandeur Reubers aus dem Kessel mitnehmen und zunächst Reubers Familie im Pfarrhaus Wichmannshausen übergeben. 1983 wurde sie auf Anregung von Bundespräsident Carstens der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin übertragen. Dort befindet sie sich bis heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Zwei originalgetreue Kopien wurden 1990 bzw. 1995 als Zeichen der Bitte um Versöhnung den ehemaligen Kriegsgegnern übergeben und sind seither in der Kathedrale von Coventry und in Wolgograd, wie Stalingrad heute heißt, ausgestellt.

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Madonna im Andachtsraum. FlArzt Dr. Hartmann, GenArzt Dr. Schoeps, MilPfarrer Dr. Folz, MilDekan Hauschild (Foto: Langer SanAkBw)

Die dritte originalgetreue Kopie der „Madonna von Stalingrad“ ist heute eines der bedeutendsten Exponate der „Wehrgeschichtlichen Lehrsammlung“ des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde hatte sie 1997 dem damaligen Kommandeur  der Sanitätsakademie, Generalarzt Dr. Peter Fraps, vermacht. Auch damals, am 7. Mai 1997, fand auf Anregung des Kommandeurs der Lehrgruppe Ausbildung, Flottillenapotheker Horst Schäfer, ein feierlicher Gottesdienst in der Aula der Sanitätsakademie statt, den auch der Pfarrer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Knut Soppa und der Berliner Kirchenälteste Rolf Dittmann mitgestalteten.   

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann, Sanitätsakademie der Bundeswehr, Neuherbergstr. 11,80937 MÜNCHEN


Privatdozent Dr. Hans-Jörg Mauss übergibt Archivgut aus dem Bestand seines Vaters
Oberstarzt Dr. Wilhelm Mauss an Wehrgeschichtliche Lehrsammlung

Über seine gesamte Kriegszeit 1939-45 führte Oberstarzt Dr. Wilhelm Mauss täglich minutiös Tagebuch, schoss tausende von Bildern seines Erlebens auf den Kriegsschauplätzen und sammelte zahlreiche weitere Originaldokumente. So ist ein einzigartiges Zeitdokument des ehemaligen Adjutanten des Heeres-Sanitätsinspekteurs der Reichswehr und Wehrmacht, Generaloberstabsarzt Dr. Anton Waldmann, und späteren Divisions-, Korps- und Armeearztes auf fast allen europäischen Kriegsschauplätzen entstanden.

Sein Sohn, der Hamburger Gynäkologe Privatdozent Dr. Hans-Jörg Mauss, hat mehrfach über den bedeutsamen Nachlass seines Vaters publiziert und entscheidend dazu beigetragen, diese für Verständnis und Erforschung des Sanitätsdienstes im Zweiten Weltkrieg wichtigen Dokumente bewahrt und zugänglich gemacht zu haben.

Im Rahmen eines Besuchs bei der SanAkBw am 13./14. April 2012 übertrug Privatdozent Dr. Mauss wichtige Teile des schriftlichen Nachlasses an die Wehrgeschichtliche Lehrsammlung. Neben Kopien der Tagebücher handelt es sich hier vor allem um zahlreiche persönliche Dokumente als Divisionsarzt aus der Schlacht um Monte Cassino 1943/44, wie Fotos, Negative, Zeitungsausschnitte und schriftliche Aufzeichnungen. Außerdem befindet sich im Fundus ein unveröffentlichtes Konvolut zur Entstehung der deutschen Heereslazarette in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Hier ist Dr. Wilhelm Mauss als Oberstabsarzt gestaltend tätig gewesen. Im Rahmen des Besuchs der hiesigen Sammlungen konnte Privatdozent Dr. Hans-Jörg Mauss seinen Vater auf einem Bild in der Wehrpathologischen Lehrsammlung, das an den Pathologen der Militärärztlichen Akademie Oberfeldarzt Dr. Paul Schürmann erinnert und auf dem mehrere Personen abgelichtet sind, identifizieren.

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann

Privatdozent

Bilderklärung ( von links): Flottenarzt Dr. Volker Hartmann, Hauptmann d.R. Barth, Hauptmann d.R. Henrik Koch, M. A., Frau Mauss, Privatdozent Dr. Hans-Jörg Mauss, Oberstleutnant Dipl.-Kfm. Rufin Mellentin


3. Wehrmedizinhistorisches Symposium
„Weiße Rose – Widerstand aus den Reihen des Sanitätsdienstes?“

Am 14. November 2011 führte die Sanitätsakademie der Bundeswehr das 3. Wehrmedizinhistorische Symposium zum Thema „Weiße Rose – Widerstand aus den Reihen des Sanitätsdienstes?“ im Audimax der Ernst-von-Bergmann-Kaserne München durch.
Nach 2009 („150 Jahre Schlacht bei Solferino“) und 2010 („Wiedervereinigung und Sanitätsdienst – Betrachtungen zu Kontinuität und Wandel“) war es die, nun schon zur guten Tradition gewordene, dritte gemeinsame wissenschaftliche Veranstaltung dieser Art, die in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V. (GGWM), dem wissenschaftlichen Förderverein der Wehrgeschichtlichen Lehrsammlung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, realisiert werden konnte.

Diesmal wurde dem Auditorium anschaulich nahegebracht, dass die Protagonisten des  studentischen Widerstandes der „Weißen Rose“ um Hans Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf und Hermann Probst zwar in die Erinnerungskultur nach dem Zweiten Weltkrieg als „Münchner Studentengruppe“ Eingang fanden, dass die Genannten aber als Soldaten der Wehrmacht Medizin studierten, in Studentenkompanien dienstlich organisiert waren und Wehr- und Kriegsdienst geleistet hatten.

Nachdem der stellvertretende Akademiekommandeur, Flottenarzt Dr. Volker Hartmann, die ca. 300 Teilnehmern begrüßt hatte, brachte der Vorsitzende der GGWM, Generalstabsarzt a.D. Dr. Fraps, die nachhaltige Unterstützungsbereitschaft der Gesellschaft zum Ausdruck. Schließlich stand die Überlegung einer Ehrung des Andenkens an den „Sanitätsfeldwebel Hans Scholl“ im Hintergrund, der durch seinen aktiven Widerstand letztlich sein Gewissen über alles stellte und somit im besten Traditionsverständnis der Bundeswehr handelnd sein Leben verlor.

Durch den Nachmittag führte der Dozent für Militärgeschichte und Leiter der Wehrgeschichtlichen Lehrsammlung der Bundeswehr, Oberstleutnant Dipl.-Kfm. Rufin Mellentin, der mit dem „appetizer“ eines Spielfilmausschnittes aus „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ (2005) begann, um anschließend einen der letzten Zeitzeugen, Herrn Franz-Josef Müller, zu interviewen, der am 19. April 1943, ebenfalls von Freisler, vor dem Volksgerichtshof zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war. Müller ist Ehrenvorsitzender der Weißen Rose Stiftung e.V., die sich zum Ziel gesetzt hat, das geistige Vermächtnis der Weißen Rose weiterzugeben. Als Vertreter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes Potsdam referierte Oberstleutnant Dr. Thomas Vogel zum Thema  
„Militärischer Widerstand – Die Problematik eines Begriffs am Beispiel der Widerstandsgruppe der Weißen Rose“. Er versuchte sich dem Thema  über Begriffsdefinitionen zu nähern und konnte dabei durchaus eine Problematik hinsichtlich einer Gleichsetzung herausarbeiten. Letztlich machte er jedoch klar, dass sich eine  Zurechnung der Weißen Rose zum „Militärischen Widerstand“ durchaus rechtfertigen lasse. Zuvor hatte bereits der Kaufbeurener Oberstudienrat Jakob Knab über die Frontfamulatur der Gruppe um Scholl im Jahre 1942 an der Ostfront berichtet, die den aktiven Widerstand reifen ließ und schließlich zu den letzten beiden Flugblattaktionen führte. Eine lebhafte Diskussion rundete den ersten Durchgang ab.

Hauptmann d. R. Henrik Koch, M.A., machte nach der Pause mit Hilfe von Zeitzeugeninterviews – die Ausschnitte wurden als Filmsequenzen eingespielt – Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der militärärztlichen Ausbildung in den Studentenkompanien und an der Militärärztlichen Akademie deutlich. Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Münchner Bundeswehruniversität München, Frau Christine Hickel, M.A., ging im Anschluss daran der Frage nach, warum in der Nachkriegsüberlieferung die „Weiße Rose“ nicht als Militärische Widerstandsgruppe bewertet wurde, bevor Jakob Knab nochmals den Bogen spannte zu Oberst Graf Schenk von Stauffenberg, mit dem sich die junge Bundeswehr auch zunächst als Traditionsstifter schwer getan hatte. Deutlich wurde der religiös motivierte Widerstand als Wurzel von Überzeugung und Gewissensentscheidung sowohl des Obersten im Generalstab als auch des Sanitätsfeldwebels Hans Scholl!
Am Abend dieses lehrreichen und spannenden Tages waren sich Vortragende und Teilnehmer einig: Die Weiße Rose ist es Wert, als Widerstandsgruppe aus den Reihen des Sanitätsdienstes erinnert und gewürdigt zu werden.

 Oberstleutnant Dipl.-Kfm. Rufin Mellentin

Referenten

Bilderklärung (von links):
Oberstleutnant Dr. Thomas Vogel, Oberstudienrat  Jakob Knab, Flottenarzt Dr. Volker Hartmann,
Hauptmann d.R. Henrik Koch, M. A., Oberstleutnant Dipl.-Kfm. Rufin Mellentin, Franz Josef Müller und
Gattin, Christine Hickel, M A., Oberfeldarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth
(GGWM).


Sanitätsbesteck aus dem 2. Weltkrieg an die Sanitätsakademie der Bundeswehr übergeben

Österreichische Sanitätsoffiziere der Österreichischen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie
zu Gast in München

Original verschweißte Verbandstoffe, unversehrte Ampullen, Spritzen mit Glasschliff,  Kramerschienen und Desinfektionsmittel in Glaskolben und alles in zwei großen Sanitäts-Behältnissen, die sich rasch zu einem Beistell-Operationstisch umwandeln lassen.  Fast wäre man geneigt, dieses ausgezeichnet erhaltene Sanitätsmaterial auch heute noch für den Einsatz zu nutzen. Aber bei genauerem Hinsehen liegt das Produktionsdatum der Utensilien doch schon etwa 70 Jahre zurück, so dass auch bei großzügiger Auslegung der heutigen Medizinproduktebetreiberverordnung leider nur die Verwendung zu musealen Zwecken möglich ist.

Besteck

Bild: Übergebenes chirurgisches Besteck (Foto Dr. Hartmann)

Eine Delegation österreichischer Sanitätsoffiziere der Österreichischen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie (ÖGWMP) unter Führung des 1. Vizepräsidenten und Leiters der Landesgruppe Tirol, Oberstarzt Ass. Prof. Dr. Herbert Maurer, übergab mehr als 65 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges zwei medizinhistorisch bedeutende Zeugnisse aus dieser Zeit  an die Wehrgeschichtliche Lehrsammlung der Sanitätsakademie der Bundeswehr. Im Rahmen eines kleinen Empfangs am 20. Mai 2011 wurden die Sanitätsbestecke feierlich dem Stv. Kommandeur der Sanitätsakademie, Flottenarzt Dr. Volker Hartmann, übergeben. Das Sanitätsmaterial gehörte dem im August 2010 verstorbenen Dr. med. Walter Kalkschmid, einem aus Innsbruck stammenden Luftwaffen-Oberfeldarzt der ehemaligen Deutschen Wehrmacht. Als Gynäkologe und Praxisinhaber in Innsbruck hatte er die Gegenstände aus dem Bestand eines Fliegerhorstes über Jahrzehnte zu Hause aufbewahrt. Schließlich ging das Material in den Besitz eines Freundes, des Mitglieds der ÖGWMP Oberstleutnantarzt a.D. Primar i.R. Dr. Anton Pallua über, der als ehemaliger Kommandant der Heeressanitätsschule und Heeressanitätschef die Idee hatte, es musealen Zwecken in Deutschland zuzuführen. Und als am besten geeigneter Ort wurde schnell die Wehrgeschichtliche Lehrsammlung der Sanitätsakademie der Bundeswehr identifiziert, auch um die gegenseitige Verbundenheit der beiden Sanitätsdienste zu demonstrieren. Nach der Übergabe des Sanitätsmaterials schlossen sich für Dr. Pallua und die vier anderen österreichischen Sanitätsoffiziere ein von Hauptmann d.R. Henrik Koch M.A. geleiteter Rundgang durch die Ausstellungsräume der Lehrsammlung an. Hier konnte gleich ein idealer Ort zum Ausstellen des  Sanitätsmaterials aus Innsbruck an prominenter Stelle identifiziert werden.

Die weitere Betreuung des Besuchs übernahmen Oberstarzt Johann Foyse, der Leiter der Bereichsgruppe Bayern der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie, und Oberfeldarzt Prof. Dr. Ralf Vollmuth, der 2. Vorsitzende der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e.V., die sich aktiv für die Pflege des musealen medizinischen Kulturguts an der Sanitätsakademie der Bundeswehr engagieren.  

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann, Kommandeur Lehrgruppe A, Sanitätsakademie der Bundeswehr

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Bild: Übergabe des Sanitätsbestecks durch Oberstleutnantarzt a.D. Dr. Pallua (2. v. li) an die SanAkBw (Foto Dr. Hartmann)


2. Militärhistorische Studienfahrt der Sanitätsakademie der Bundeswehr in die Dolomiten

„Aus der Geschichte für die Zukunft lernen“, unter diesem Motto stand die 2. Militärhistorische Studienfahrt der Sanitätsakademie der Bundeswehr. Vom 12.-14. Juli 2011 besuchten unter Leitung des Kommandeurs der Akademie, Generalarzt Dr. Stephan Schoeps, 16 Offiziere, Portepeeunteroffiziere, Mannschaften und ein Zivilangestellter Schlachtfelder des ehemaligen Kriegsgebiets aus dem Ersten Weltkrieg in den Dolomiten. Während im Jahr zuvor die Front am Pasubio im Trentino im Mittelpunkt der Exkursion gestanden hatte, wurde diesmal der Monte Piano im nördlich gelegeneren Drei Zinnengebiet begangen. Der sich inmitten einer eindrucksvollen Berglandschaft erhebende Monte Piano war als strategisch bedeutende Position an der Südgrenze der K.u.K. Monarchie zwischen Österreich und Italien 1915-17 schwer umkämpft und ist heute als Freilichtmuseum des Alpenkriegs wiederhergerichtet. Den Italienern wurde durch die Behauptung des Monte Piano der Durchbruch in das für die österreichische Versorgung wichtige Rienztal verwehrt. Das sich in 2.500 m Höhe erstreckende Hochplateau des Pianobergs ist noch heute von Schützengräben, Beobachtungs- und Batterieständen und zahlreichen in den Berg gegrabenen Versorgungsstollen durchzogen. Es zeugt somit von dem aufreibenden Stellungskrieg, dem die Soldaten beider Seiten besonders im Winter mit seinen erbarmungslosen Naturgewalten ausgesetzt waren. Den Teilnehmern der Exkursion wurden insbesondere die Schwierigkeiten bei der Logistik der Truppe und der Verwundetenversorgung in hochalpinem Gebiet ersichtlich. Auch konnten die für heutige Verhältnisse unvorstellbaren Strapazen verdeutlicht werden, die die Soldaten beider Seiten über zwei harte Winter erdulden mussten. Letztlich sinnlos, denn im September 1917 zog sich die italienische Armee nach der Niederlage in der 12. Isonzo-Schlacht kampflos aus dem Dolomiten-Kriegsgebiet zurück.

Schlachtfeld

Schlachtfeld auf dem Monte Piano (Foto Dr. Hartmann)

Für die Teilnehmer besonders eindrucksvoll war die Diskrepanz zwischen der Schönheit der großartigen Bergwelt um die Drei Zinnen und des von Minenkrieg, Stollensprengungen, ununterbrochenem Artilleriefeuer und infanteristischen Massenangriffen geprägten Kriegsgeschehens, das vor nunmehr 96 Jahren begann.

An die ca. 14.000  am Monte Piano umgekommenen Österreicher, Deutschen und Italiener gedachte die Delegation der Sanitätsakademie bei Besuchen der Kriegsgräberstätten Nasswand (österreichische Gefallene), Cortina d’Ampezzo (italienische Gefallene) und dem deutschen Soldatenfriedhof am Pordoi-Pass. Hier ehrte Generalarzt Dr. Schoeps die Toten mit einer Kranzniederlegung.

Kranz

Kranzniederlegung auf dem deutschen Soldatenfriedhof Pordoi (Foto Dr. Hartmann)

Museumsbesuche im Tiroler Landesmuseum (Kaiserjägermuseum) in Innsbruck, in dem der Direktor, Oberst d.R. Privat-Dozent Dr. Meighörner, die Führung übernahm und in dem als Museum des Dolomitenkrieges eingerichteten Tre Sassi-Sperrfort am Valparola-Pass ergänzten die militärhistorische Studienfahrt gemäß dem Motto: „Kriege gehören ins Museum“.   

Am letzten Tag standen Ortsbegehungen am Kleinen Lagazuoi, Sasso di Stria und am Col di Lana an. Die Exkursion wurde mit einer Fahrt über die Dolomitenhochstraße beschlossen. 

Flottenarzt Dr. Volker Hartmann, Kommandeur Lehrgruppe A, Sanitätsakademie der Bundeswehr